Deutscher Gewerkschaftsbund

06.09.2021

Im Betrieb rechter Hetze entgegentreten

Veranstaltung in Harburg mit dem MBT 2021

Veranstaltung in Harburg mit dem MBT 2021 DGB HH

Wie begegnet man am Arbeitsplatz rechten Parolen oder Verschwörungsideologien? Darum ging es auf zwei DGB-Veranstaltungen, bei denen das Mobile Beratungsteam gegen Rechtsextremismus informierte und Tipps gab.

„Das Klima hat sich verändert“. Die ver.di-Kollegin guckt ernst, als sie das sagt. „Plötzlich höre ich Menschen auf der Arbeit Dinge sagen, die ich ihnen niemals zugetraut hätte.“

Gerade haben zwei Referent*innen des Mobilen Beratungsteams gegen Rechtsextremismus (MBT) von Arbeit und Leben in Hamburg bei einer Veranstaltung in Bergedorf referiert. Es ging um rechte Hetze, Verschwörungsideologien und wie mensch im Betrieb damit umgehen kann.

Mobiles Beratungsteam gegen Rechtsextremismus bietet Unterstützung an

Die Kollegin aus der Versicherungsbranche hat aufmerksam zugehört. Denn immer häufiger ist sie im Betrieb mit Sprüchen oder Behauptungen aus der rechten Ecke konfrontiert. „Es ist nicht immer leicht, damit umzugehen. Im Betriebsrat wollten wir schon oft besprechen, was man dagegen tun kann. Aber dann kamen doch wieder andere Themen dazwischen und es fehlt die Zeit.“

So wie der Kollegin geht es auch anderen an ihren Arbeitsplätzen. Ob es das Verbreiten von rechten Fake-News ist, ein rassistischer Spruch, sogar ein körperlicher Angriff – all diese Vorfälle verlangen eine Reaktion. Doch wie kann die sein? Welche Argumente gibt es? Wie schütze ich mich bei Auseinandersetzungen selbst? Wo kann ich Hilfe bekommen?

„Haltung zeigen, Position beziehen ist wichtig"

Hier kommt das MBT ins Spiel. Es bietet kostenlose Unterstützung, informiert und berät zu Organisationsformen der extremen Rechten, Rassismus und Antisemitismus.

Das gilt aber nicht nur für Situationen bei der Arbeit. Auch wer zum Beispiel im familiären Umfeld oder Freundeskreis mit rassistischen, rechtsextremen oder antisemitischen Vorfällen oder Bemerkungen konfrontiert ist, kann sich ans MBT wenden.

„Haltung zeigen, Position beziehen ist wichtig. Wir empfehlen sehr, sich in solchen Situationen Unterstützung zu suchen“, so eine Beraterin des MBT, „ob eine*n Freund*in, eine*e Arbeitskolleg*in oder eben uns. Das stärkt einen in solchen Auseinandersetzungen.“

Im Betrieb gibt es viele Möglichkeiten, aktiv zu werden

Aber selbst, wer nicht direkt Stellung bezieht, kann etwas tun. Etwa Fälle dokumentieren, um anhand der Beobachtungen später aktiv zu werden, oder eine Auseinandersetzung mit rechten Argumenten bei den Arbeitnehmervertretungen oder der Unternehmensleitung anregen.

Im Betrieb können Kolleg*innen für rechte Parolen und den Umgang sensibilisiert werden. Es können im Unternehmen zum Beispiel Leitlinien definiert und kommuniziert werden, Betriebsvereinbarungen geschlossen, ein Beschwerdemanagement eingerichtet, Bildungsprozesse angestoßen oder Beratungsangebote wahrgenommen werden. Auch hier bietet das MBT Unterstützung an.

Die Berater*innen nehmen, genau wie die ver.di-Kollegin, ein durch die Corona-Pandemie verändertes Klima wahr. Mit den Protesten gegen die Corona-Maßnahmen werden Verschwörungserzählungen, die schon vor der Pandemie existierten, anschlussfähiger.

Wenn Kolleg*innen nach rechts abdriften, nicht einfach zusehen

„Die Komplexität der Gesellschaft auszuhalten fällt vielen schwer. Die Proteste gegen die Corona Maßnahmen vereinfachen das. Deswegen sind sie so erfolgreich. Aber Argumentationslinien der Querdenker-Szene haben einen rechten Kern, beinhalten antisemitische und rassistische Erzählungen“, so die Kolleg*innen vom MBT. Dazu kommen die Verstrickungen von rechten Kadern in die Szene.

Hier gelte es, sehr wachsam zu sein. Auf ihren Veranstaltungen zeigt das MBT Argumentationslinien aus der Querdenker-Szene, Akteure und ihre Verbindungen in die rechte Szene auf.

Fazit

Es kann eine sehr gute Unterstützung sein, beim MBT nach Beratung zu fragen. Gerade für uns Gewerkschafter*innen liegt eine wichtige Aufgabe darin, die aktuellen Entwicklungen aufmerksam zu begleiten. Denn wenn Kolleg*innen plötzlich nach rechts abdriften, offen für Verschwörungsmythen sind, sollten wir alle nicht einfach zusehen, sondern müssen gemeinsam handeln. So war auch die Meinung unter den Besucher*innen der beiden Veranstaltungen des MBT in Bergedorf und Harburg.

 

Hinweis: DGB-Studie zur AfD

Im Auftrag des DGB haben die Wissenschaftler Alexander Häusler und Rainer Roeser den Zustand der AfD analysiert. In ihrer Studie beschreiben sie die fortschreitende Radikalisierung der Partei. Zudem analysieren sie die zentralen Forderungen aus dem Bundestagswahlprogramm. Hier geht es zur Studie.

 


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