Deutscher Gewerkschaftsbund

PM - 28.05.2006

Immer mehr Hamburger bestreiten Lebensunterhalt durch staatliche Transferleistungen und Rente

Nur rund 42 Prozent der Hamburger/innen sind erwerbstätig
Existenzsichernde Arbeitsplätze schaffen, damit Menschen selbst für sich
sorgen können
Immer mehr Hamburger bestreiten den Lebensunterhalt durch staatliche
Transferleistungen oder Rente und weniger durch Erwerbstätigkeit, errechnete
der DGB Hamburg und fordert mehr existenzsichernde Arbeitsverhältnisse sowie
die Einführung eines Mindestlohns von 7,50 Euro pro Stunde.
Innerhalb von zehn Jahren (1994 bis 2004, Zahlen-Vergleich vor Inkrafttreten
von Hartz IV) nahm die Zahl der Hamburger, die ihren überwiegenden
Lebensunterhalt durch Arbeitslosengeld/ -hilfe bestritten, um 21 700 von 2,9 auf 4,2 Prozent zu, die
Zahl derjenigen, die überwiegend von Rente, Sozialhilfe und Sonstigem leben
um 25 600 Personen von 27,4 auf 28,3 *. Gleichzeitig nahm der Anteil der Hamburger, die allein
von ihrer Erwerbstätigkeit leben konnten, gemessen an der Zahl aller am
Hamburger Erwerbsleben Beteiligten um rund ein Prozent auf 42,4 ab.
Erhard Pumm, Vorsitzender des DGB Hamburg: "Hinter dieser Statistik verbirgt
sich u.a. die bittere Aussage, dass weite Teile der Bevölkerung von einem
Leben, das sie aus eigener Kraft finanzieren können, abgekoppelt wurden. Seit
2004 hat die Zahl der Langzeitarbeitslosen noch zugenommen und sich die
Situation für die Betroffenen - auch durch Hartz IV mit verschärften
Anrechnungsregeln auf Einkommen und Vermögen - noch verschlechtert.
Interessant ist zudem, dass die Zahl der verheirateten Frauen, die von
Arbeitslosengeld/-hilfe leben, innerhalb dieser 10-Jahresfrist von 6 000 auf
11 000 zunahm, während immer weniger verheiratete Frauen vom Unterhalt ihres
Mannes leben (Rückgang von 132 000 auf 100 000) .
Erhard Pumm: "Zum einen zeigen die Zahlen, dass Frauen durch verstärkte
Erwerbstätigkeit im Falle der Arbeitslosigkeit auch einen eigenen Anspruch
auf staatliche Leistungen haben, andererseits macht es auch deutlich, dass
die Ehe immer weniger Schutz darstellt vor Abhängigkeit von staatlichen
Transferleistungen. Das Modell ,Ehemann als Versorger' verliert an
Bedeutung, weil auch Männer zunehmend von Arbeitslosigkeit betroffen sind."
Die Situation im Herbst 2005: Trotz Erwerbstätigkeit auf Hartz IV angewiesen
Insgesamt waren im Herbst 2005 in fast einem Viertel aller auf Hartz IV
angewiesenen Bedarfsgemeinschaften Personen erwerbstätig**. Das Einkommen
dieser Familien war trotz anrechenbarem Erwerbseinkommen zu niedrig, um
unabhängig von staatlicher Fürsorge leben zu können.
Nach DGB-Berechnungen mussten sich in Hamburg im Herbst letzten Jahres 21.210
Haushalte Einkommen aus Erwerbstätigkeit auf Hartz IV anrechnen lassen. Das
sind 18,9 Prozent aller Hamburger Bedarfsgemeinschaften. Etwa jeder zweite
von ihnen hat einen sozialversicherungspflichtigen Job und etwa ebenso viele
haben einen Mini-Job. Nach Abzug von Freibeträgen mussten sie sich im Schnitt
368 Euro anrechnen lassen. Überdurchschnittlich häufig auf Hartz IV
angewiesene sind sozialversicherungspflichtig beschäftigte Ungelernte und
Teilzeitkräfte.
"Armut trotz Erwerbstätigkeit ist in Hamburg keine Ausnahme mehr", so Erhard
Pumm. "Dabei wissen viele Arbeitnehmer mit Niedrigeinkommen nicht einmal,
dass sie Anspruch auf ergänzende staatliche Fürsorge haben. Wer den ganzen
Tag arbeitet, muss einen Nettolohn erhalten, der oberhalb des
gesellschaftlichen Existenzminimums liegt. Um den freien Fall nach unten zu
begrenzen, brauchen wir einen Mindestlohn von mindestens 7,50 Euro pro
Stunde."
* Quelle: Statistisches Landesamt Nord
Im Jahr 1994 lebten von rund 1,70 Millionen Hamburgern 736 500 von
Erwerbstätigkeit, 50 300 von Arbeitslosengeld/-hilfe, 467 400 von Renten,
Pensionen, Sozialhilfe und Sonstigem, 449 300 vom Unterhalt durch Angehörige.
Im Jahr 2004 lebten von rund 1, 74 Millionen Hamburgern 737 000 von
Erwerbstätigkeit, 72 000 von Arbeitslosengeld/ -hilfe, 493 000 von Rente,
Sozialhilfe und Sonstigem, 434 000 vom Unterhalt durch Angehörige.
**Quelle: Bundesagentur für Arbeit

Nach oben

Immer aktuell informiert ...

Suchbegriff eingeben
Datum eingrenzen
seit bis

Kontakt Pressestelle

 
Pressearbeit

Carina Book

Tel.:  040 - 607 766 112
Fax:  040 - 607 766 141
Mobil: 0175 - 722 241 5

Pressefoto Tanja Chawla