Deutscher Gewerkschaftsbund

PM 24/23 - 06.11.2023

Teure Tarifflucht: Hamburg entgehen Milliarden Euro pro Jahr

DGB startet Kampagne für mehr Tarifbindung

Genießen Beschäftigte nicht den Schutz eines Tarifvertrages, bedeutet das nicht nur für sie persönlich weniger Geld im Portemonnaie. Letztlich kommt die Tarifflucht auch die Allgemeinheit teuer zu stehen. Das belegen neue Berechnungen des DGB auf Datenbasis des Statistischen Bundesamtes. Der Schaden, der allein durch Tarifflucht und Lohndumping der Arbeitgeber in Hamburg entsteht, summiert sich bei den Sozialversicherungen auf jährlich auf 875 Millionen Euro sowie 568 Millionen Euro bei der Einkommensteuer.

Die mangelnde Tarifbindung schmälert zudem die Kaufkraft der Beschäftigten: Wer in Hamburg nicht nach Tarif bezahlt wird, hat im Jahr – betrachtet über alle Branchen und Berufe hinweg – durchschnittlich netto 2.103 Euro weniger auf dem Lohnzettel als tarifgebundene Beschäftigte. Insgesamt hätten die Beschäftigten in Hamburg mit flächendeckender Tarifbindung rund 1,2 Milliarden Euro mehr pro Jahr im Portemonnaie.

„Heute profitiert in Deutschland nur noch rund jede*r zweite Beschäftigte von einem Tarifvertrag. Diese Entwicklung macht uns große Sorgen. Tarifflucht geht jeden etwas an, deshalb startet der DGB nun eine Kampagne unter dem Motto „Eintreten für die Tarifwende“, um genau darauf aufmerksam zu machen. Mit Tarifverträgen gibt es nicht nur höhere Löhne, kürzere Arbeitszeiten und mehr Urlaub, sondern die Beschäftigten gestalten auch ihre Arbeitsbedingungen aktiv mit“, sagt Tanja Chawla, Vorsitzende des DGB Hamburg. „Wir machen uns jetzt für eine Trendwende stark, wir wollen mehr Tarifschutz für die Beschäftigten. Mit unserer Kampagne werden wir die Arbeitgeber an ihre soziale Verantwortung erinnern. Wir richten uns aber auch an die Politik, die endlich mehr tun muss, um die Tarifbindung hierzulande wieder zu stärken“, so Hamburgs DGB-Vorsitzende. „Es ist doch glasklar: Eine hohe Tarifbindung ist auch für das wirtschaftliche Wachstum wichtig, denn sie stärkt die Binnennachfrage und sichert gute Arbeit“, betonte Chawla.

Der DGB fordert, dass öffentliche Aufträge und Fördergelder generell nur an Unternehmen vergeben werden, die Tarifverträge anwenden. „Wir erwarten zeitnah ein echtes Tariftreuegesetz für Hamburg, das diesem Anspruch gerecht wird“, unterstreicht Chawla. Auch für die Privatwirtschaft sind bessere Gesetze notwendig, um die Tarifbindung zu stärken: Im Falle einer Aufspaltung oder Abspaltung eines Unternehmens sollten Tarifverträge bis zu einer neuen Regelung fortgelten. Zudem muss es leichter werden, Tarifverträge für alle Unternehmen einer Branche allgemeinverbindlich zu erklären.

Die DGB-Berechnungen basieren auf der jüngsten Verdiensterhebung (VE), die das Statistische Bundesamt zuletzt für das Jahr 2022 erhoben hat.

 

Weiterführende Informationen:

Forderungen zur Stärkung der Tarifbindung auf einen Blick: www.dgb.de/tarifbindung 

 

Kontakt:

Pressestelle DGB Hamburg

Carina Book

040 607766112

carina.book@dgb.de

 

Fragen zur Datenberechnung: Deutscher Gewerkschaftsbund, Bundesvorstandsverwaltung

Robby Riedel

Fon: 030 24060302

robby.riedel@dgb.de


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